Balazzo Brozzi
Kaffehaus | Sonntagsbrunch | Jazz
Art und weise
Es gibt ein Kaffeehaus, über das die jungen, hippen Cafés sagen: „So möchten wir auch mal sein“. Dann nickt das Balazzo Brozzi wissend und sieht dem quirligen Treiben über dem Brillenrand hinweg zu. Das (ehemalige) Szene-Café, das es seit 1982 gibt, ist so etwas wie die alternative, reife Tante Brozzi. Viel hat sie gesehen, unterschiedlichste Menschen kennengelernt. Es gibt nichts, was sie entstellen könnte. Nur sie kann heute noch diese Samt-Tischdecken tragen, die sonntags den Brunch-Tisch zieren. Nur sie kann plüschige Oma-Sofas, kleine Holztischchen und alte Stühle so in die gute Stube drapieren, dass man immerzu verweilen möchte. Dazu knarrende Dielen und – je nach aktueller Ausstellung – mehr oder weniger expressionistische Bilder an der Wand, so ist es, das Balazzo Brozzi. Hier kommt der Gast zum Kaffee und nicht umgekehrt, weil Selbstbedienung – auch draußen. Das Publikum ist, wie man sich die Familie und Freunde der ausgeflippten Tante eben so vorstellt: sehr unterschiedlich. Althippies, Jungfamilien, Freigeister, Zeitungsleser, Müsli-Esser, Normalos – alles dabei. Jeden zweiten Donnerstag im Montag jazzt das Balazzo Brozzi dann auch noch auf. Was bleibt? Die Spucke weg. (ee)