Mittelalterliche Lochgefängnisse
Folter | Geschichte | Mittelalter
Kurzer Prozess nach erzwungenem Geständnis
Wer den Spanischen Stiefel für ein exquisites Schuhmodell der iberischen Halbinsel hält, der ist ein Fall für die Lochgefängnisse in den Kellergewölben des Nürnberger Rathauses. Denn hier wird er eines Besseren belehrt. Beinschrauben wie besagter „Stiefel“ gehören wie Daumenschrauben zum Inventar dieser bestens ausgestatteten Folterwerkstatt. Ebenso wie Streckbänke, die den Delinquenten bis zu zehn Zentimeter größer machten.
In winzigen Zellen harrten Untersuchungshäftlinge hier der Vollstreckung des Urteils und der vorausgehenden peinlichen Befragung. Die trieb einem nicht die Schamröte ins Gesicht, sondern bescherte unsagbare Schmerzen. Bei dieser Art von Verhör floss reichlich Blut, viele Knochen brachen. Übrigens war die „Vollpension“ in den Zellen nicht kostenlos. Für Bank, Schlafpritsche und Notdurft-Eimer, der durch Auflegen eines Brettes schnell zum Esstisch umfunktioniert wurde, mussten die Gefangenen selbst zahlen. Übrigens: Schon damals machte das Gesetz selbst vor VIPs nicht halt. So wurde etwa auch der berühmte Bildschnitzer Veit Stoß hier mit glühenden Eisen gebrandmarkt. (g.ka)